Dabke als gesellschaftliches Labor: Menschen mit und ohne Migrationserfahrung ertanzen sich einen Raum der Begegnung und Verortung.
Dabke ist ein Reihentanz, der in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas bei zahlreichen Gelegenheiten wie Familienfestern, Nationalfeiertagen, der Abreise oder Ankunft von Reisenden spontan oder choreografiert, von allen Generationen, auf Bühnen, in Tanzsälen, Wohnzimmern und unter freiem Himmel getanzt wird. Mittlerweile ist der Tanzstil weit über diese Gebiete verbreitet und erlebt in den Sozialen Medien gerade eine Welle der Begeisterung.
Dabke kann als «mit den Füssen auf den Boden stampfen» oder «Fussabdruck» übersetzt werden. Der Tanz drückt damit neben Gemeinschaftlichkeit auch eine Verbundenheit mit dem Boden und dem Land aus, in dem er praktiziert wird.
Als die syrisch-schweizerische Autorin und Performerin Lubna Abou Kheir vor sieben Jahren in der Schweiz ankam, war sie erstaunt und erfreut darüber, dass es auch hier Menschen gibt, die Dabke lernen und tanzen.
Aus diesem Begeisterungsfunken ist FIRST TIME als Koproduktion von ZÜRICH TANZT und dem transkulturellen Festival ABOUT US! entstanden: Zusammen mit dem Choreografen Medhat al Daabal (Berlin/Damaskus), dem Musiker Wael Sami el Khouli (Kairo/Rothrist) und drei Zürcher Laien-Tänzer*innen mit und ohne Migrationserfahrung hat sie ein Tanzstück über Verortung, hybride kulturelle Räume und das Zusammenleben darin entwickelt.
Für Lubna ist Dabke bewegungsfreudig gelebte Anti-Diskriminierung: Seit ihrer Kindheit erfuhr sie Dabke als «genuine Tanzform der Diversität und Integration», denn alle sind eingeladen, mitzutanzen im Kreis, der immer offen bleibt.
Künstlerische Leitung | Text Lubna Abou Kheir Choreografie Medhat Al Daabal Musik Wael Sami el Khouli Performance Lubna Abou Kheir, Nedal Loubani, Vera Héritier, Gabriel Jehli
Koproduktion ZÜRICH TANZT, About Us! Gefördert durch Stanley Thomas Johnson Stiftung, GGKZ - Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zürich, Migros-Kulturprozent
Lubna Abou Kheir
Lubna ist Autorin, Schauspielerin und Performerin. In Damaskus geboren und aufgewachsen, studierte sie dramatisches Schreiben an der dortigen Hochschule für Theater, dem «Higher Institute of Dramatic Art». Seit 2016 lebt sie in Zürich. Sie war Stipendiatin des «Watch and Talk»-Programms am Theaterspektakel und Teilnehmerin des Schreibateliers «our voice /our hope» am Schauspielhaus Zürich. Als Theaterautorin debütierte sie in der Schweiz mit dem Stück «Damaszener Café» im Theater Tuchlaube in Aarau, das auch in der Kaserne Basel und an der Winkelwiese in Zürich zu sehen war. Es folgten weitere Engagements u. a. in der Kaserne Basel und am Kaai Theater Brüssel. Sie hat vier Stücke auf Deutsch geschrieben, darunter «Gebrochenes Licht» und «Cheese War» (Theater Neumarkt). Sie schreibt auch Prosatexte, u.a. im Projekt «Weiterschreiben Schweiz», zusammen mit Ivna Žic. 2022 spielte sie im Kurzfilm «The Odor of Orange» und erhielt dafür den Preis als beste Schauspielerin am Amarcort Film Festival 2023 in Rimini. Von der Theaterkritikerin Dagmar Walser (Radio SRF2) wurde sie im Jahrbuch von «Theater Heute» für ihr Stück «Damaszener Café» als beste Nachwuchskünstlerin im Bereich «Autor*innen» erwähnt.